Zum Schulstart an die Diphtherie-Impfung denken – auch zum Schutz anderer
- Gesundheitsamt 2
- 6. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Bitte prüfen Sie rechtzeitig vor dem Schulstart den Diphtherie-Impfschutz bei Ihren Kindern und auch bei sich selbst. Ein kurzer Blick in den Impfausweis kann dabei helfen, sich und andere in Schule, Familie und Alltag besser zu schützen.
Warum ist der Schulstart ein guter Zeitpunkt, um den Diphtherie-Impfschutz zu prüfen?
Schulstart bedeutet auch: viele Kontakte im Alltag, in Klassenräumen, auf dem Pausenhof, beim Sport oder in der Freizeit. Solche Begegnungen begünstigen die Weitergabe von Infektionskrankheiten, nicht nur Masern, Keuchhusten oder Windpocken, sondern auch Diphtherie.
Zusätzlich steigt das Risiko nach Urlaubsreisen in Länder mit niedriger Durchimpfungsrate, da die Infektionen von dort nach Deutschland eingeschleppt werden können. Laut UNICEF haben im Jahr 2021 rund 25 Millionen Kinder weltweit wichtige Routineimpfungen verpasst, dazu gehört auch die Diphterie-Impfung. Hauptgründe waren die Folgen der Corona-Pandemie und ein eingeschränkter Zugang zum Gesundheitssystem. Diese globalen Impflücken erhöhen das Risiko, dass Infektionskrankheiten auf Reisen nach Europa und Deutschland gelangen. Wer also vor oder spätestens zum Schulstart den Impfstatus prüft, schützt sich und andere zuverlässig.
Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet im Epidemiologischen Bulletin 18/2025 über Hinweise auf einen möglichen deutschlandweiten Diphtherie-Ausbruch. Seit 2022 wurden insgesamt 126 laborbestätigte Fälle gemeldet. Die Infektionen traten überwiegend im Bereich Nase, Hals und Rachen (Atemwege) sowie auf der Haut (kutane Diphtherie) auf.
📌 Zum RKI-Bericht:
Das Europäische Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat am 08.07.2025 ein Rapid Risk Assessment (RRA) veröffentlicht. Seit 2022 zirkulieren in Europa vermehrt Diphtherieerreger, die in verschiedenen europäischen Staaten, darunter auch Deutschland, zu vermehrten Infektionen bei nicht oder nicht ausreichend geimpften Personen geführt haben. Das Risiko zu erkranken ist in diesen Personengruppen erhöht.
Das RRA des ECDC ist unter folgendem Link verfügbar:
Was genau ist Diphtherie und warum ist sie so gefährlich?
Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, ausgelöst durch zwei verschiedene Corynebacterium-Stämme: C. diphtheriae (Halsentzündungen, Hautentzündungen) und C. ulcerans (Hautdiphtherie). Die Infektion erfolgt über Tröpfcheninfektion (z.B. Husten oder Niesen) oder Schmierinfektionen (z.B. Hautkontakt mit infizierten Wunden).
Typische Symptome sind:
Halsschmerzen, Fieber und Schluckbeschwerden
Heiserkeit oder Atemproblem
grauweißer Belag im Rachen
bei Haut-Diphtherie: schlecht heilende, entzündete Hautstellen
Die eigentliche Gefahr geht nicht vom Bakterium selbst aus, sondern von einem Gift (Toxin), das es freisetzt. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann dieses Toxin im Körper schwere Schäden verursachen, unter anderem:
Atemnot bis hin zur Erstickung,
Herzmuskelentzündungen,
Nervenschäden bis zu Lähmungen
in schweren Fällen kann die Erkrankung tödlich verlaufen oder Spätfolgen hinterlassen.
Diphtherie muss schnell behandelt werden, mit einem Gegengift (Antitoxin) und Antibiotika. Aber: Selbst bei Behandlung können Komplikationen auftreten, wenn die Krankheit zu spät erkannt wird.
In Deutschland verstarb im Jahr 2023 eine erwachsene Person an Hautdiphtherie. 2024 verstarben eine erwachsene Person und ein ungeimpftes Schulkind an einer respiratorischen Diphtherie (Halsentzündung).
👉 Die Impfung schützt zuverlässig davor, dass das Toxin im Körper überhaupt wirksam werden kann, sie ist die sicherste Vorbeugung.
Für wen ist ein aktueller Diphtherie-Impfschutz besonders wichtig?
Ein aktueller Impfschutz ist für alle Menschen wichtig, unabhängig vom Alter. Ein erhöhtes Risiko besteht z.B. bei:
- Kinder im Vorschulalter, vor dem Schuleintritt
- Jugendlichen ohne dokumentierte Auffrischimpfung
- Menschen mit vielen Kontakten, z.B. in Schulen, Kitas, Pflege oder Gesundheitswesen
- Ungeimpfte oder unvollständig Geimpfte
- Reiserückkehrer aus Ländern mit Diphtherie-Fällen
- Personen mit chronischen Hautwunden oder Hauterkrankungen
Auch geimpfte Personen können das Diphtherie-Bakterium in sich tragen, ohne es zu merken und an andere weitergeben, obwohl sie selbst nicht erkranken. Deshalb gilt: Impfstatus regelmäßig prüfen, für sich und andere.
Was ist jetzt wichtig für meinen Diphtherie-Impfschutz?
👉 Wer noch gar nicht gegen Diphtherie geimpft wurde, sollte die Grundimmunisierung so bald wie möglich nachholen. Diese besteht aus mehreren Impfungen im Abstand von Wochen bis Monaten, die Haus- oder Kinderarztpraxis berät dazu individuell.
👉 Auch wer bereits an Diphtherie erkrankt war, sollte sich impfen lassen. Nach einer Erkrankung besteht oft kein ausreichender Schutz, und wenn doch, hält er nicht lebenslang, anders als z.B. nach Masern oder Windpocken.
Kinder im Alter von 5-6 Jahren:
Auffrischimpfung vor Einschulung (Schutz gegen: Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten)
Jugendliche & Erwachsene:
Auffrischimpfung alle 10 Jahre, möglichst in Kombination mit Keuchhusten
Chronische Wunden: ärztlich untersuchen lassen
Alle: Lassen Sie Ihren Impfpass regelmäßig überprüfen, Ihre Haus- oder Kinderarztpraxis hilft gern dabei.
Diese Impfungen sind von den gesetzlichen Krankenkassen vollständig abgedeckt, es fallen keine Kosten an.
💡So behalten Sie Ihren Impfschutz im Blick
Prüfen Sie bei der Gelegenheit nicht nur den Impfpass Ihrer Kinder, sondern auch Ihren eigenen.
Impfungen können in der Familie gut synchronisiert werden: Das bedeutet, wenn eine Person zur Auffrischung dran ist, prüfen sie gleich die Impfpässe aller Familienmitglieder. So bleibt die ganze Familie auf dem gleichen Stand.
Nutzen Sie Erinnerungssysteme Ihrer Hausarztpraxis oder planen Sie Wiederholungsimpfungen im eigenen Kalender.
Jede dokumentierte Impfung zählt. Wurde der empfohlene Impfzeitpunkt verpasst, reicht eine Auffrischung aus, es muss nicht von vorne begonnen werden.
Bei fehlendem Impfpass kann die Hausarztpraxis helfen, fehlende Einträge nachzutragen oder ein Ersatzdokument auszustellen.
Berufe mit höherem Infektionsrisiko (z.B. Erzieher, medizinisches Personal usw.) sollten sich ggf. zusätzlich vom Betriebsarzt beraten lassen.
ℹ️ Weitere Informationen & Quellen
RKI – Epidemiologisches Bulletin 18/2025: Epidemiologisches Bulletin 18/2025
RKI-Ratgeber & FAQ zu Diphtherie:
Impfen-Info (BZgA): Startseite: www.impfen-info.de
Impfkosten und Krankenkassen:
Schutzimpfungen: Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen
Haben Sie noch Fragen?
Bei Fragen oder Unsicherheiten wenden Sie sich gerne an unser Gesundheitsamt unter gesundheitsamt@stadtsuhl.de.
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